Talmud
Was ist der Talmud?
Neben der Tora ist der Talmud eine der bedeutendsten Schriften im Judentum. Talmud, ein hebräisches Wort, bedeutet „Belehrung“ oder auch „Lehre“. Im Talmud sind keine Gesetzestexte aufgeschrieben, sondern der Talmud ist die Interpretation der biblischen Gesetze. Diese Schrift enthält zirka zweieinhalb Millionen Wörter.
Es existieren zwei Fassungen des Talmuds. Bedeutungsvoller und umfangreicher, wenn auch nicht ganz vollständig, ist der Babylonische Talmud. Er setzt sich aus der Mischna und der Babylonischen Gemara zusammen. Er wurde in den Lehrstätten Babyloniens geschrieben. Der in den Lehrhäusern Israels entstandene Jerusalemer Talmud, auch Palästinischer Talmud genannt, ist heute nur von geringer Bedeutung. Er besteht aus der Mischna und der Jerusalemer Gemara.
Wie ist der Talmud aufgebaut?
Die beiden Teile des Talmuds sind die Mischna (Wiederholung, Lehre) und die Gemara (Hinzufügung). Die Mischna ist das Kernstück des Talmuds. Sie ist die erste große zusammengefasste Niederschrift der mündlichen Tora, die Gott Moses am Berg Sinai offenbarte und über Jahrhunderte weiter mündlich überliefert wurde. Die Gemara ist die Diskussion, Ergänzung und Erläuterung der Mischna. Um 170 n. Chr. wurden erste Interpretationen und Kommentare zur Tora von Rabbinern niedergeschrieben. In jedem Talmud ist ein Kommentar Raschis und Kommentare seiner Schüler enthalten. Raschi war ein französischer Rabbiner und einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten im Mittelalter. Der Talmud ist in sechs Ordnungen und 63 Trakte eingeteilt.
Was beinhaltet der Talmud?
In dem Talmud wird die Tora, die 613 Gebote und Verbote, erläutert.
Inhalte des Talmuds sind z.B.:
- Regeln des Zusammenlebens von Mann und Frau
- Gestaltung der Festtage und des Schabbat
- Speisevorschriften
- Anweisungen für das Fasten und die rituelle Reinheit
- Regelungen des Straf-, Zivil- und Schadensrechts
Zwei Drittel des Inhaltes des Talmuds sind gesetzliche Normen und Regeln, als Halacha bezeichnet, und ein Drittel sind Erzählungen und Legenden, Haggada genannt.
Die sechs Ordnungen des Talmuds
Ordnungen | Hebräische Bezeichnung | Deutsche Übersetzung | Lehrsätze |
I. Ordnung | Seraim | Saatgut | Gesetze im Zusammenhang mit Landwirtschaft |
II. Ordnung | Mo`ed | Festzeit | Regelungen für Fest- und Feiertage |
III. Ordnung | Naschim | Frauen | Ehe- und Familienrechte |
IV. Ordnung | Nesikin | Schäden | Zivil- und Strafrecht |
V. Ordnung | Kodaschim | Geheiligtes | Vorschriften zu „Heiligen Dingen“ – Tempel und Opferriten |
VI. Ordnung | Taharot | Reinheit | Reinheitsgebote |
Wie ist eine Talmud-Seite aufgebaut?
Die Gebrüder Romm entwarfen in ihrer Wilnaer Druckerei in den Jahren 1880-1886 das heute als klassische Talmud-Seite geltende Talmud-Blatt. In der Mitte befinden sich die Mischna und ab Zeile 14 die Gemara, geschrieben in Quadratbuchstaben. Rechts daneben steht der Kommentar Raschis, auf der linken Seite Kommentare seiner Schüler. Im unteren Teil sind kleinere Kommentare aufgeschrieben.
Wann wurde der erste Talmud gedruckt?
Der erste vollständige Druck des Talmuds erfolgte in den Jahren 1520-1523 in Venedig in der Druckerei des christlichen Buchdruckers Daniel Bomberg. Er umfasste neun Bände und fast 3500 Seiten. Der knapp 400 Jahre alte Talmud wurde im Jahr 2015 in New York zu einem Rekordpreis von 9,3 Millionen Dollar versteigert.
Was ist eine Talmudschule?
Einige Juden besuchen auch heute noch eine Talmudschule, Jeschiwa genannt. Dort lernen sie, die Tora zu lesen und zu verstehen. In Deutschland gibt es eine Talmudschule in Frankfurt am Main. Die Talmudschule in Fürth war die berühmteste in Deutschland. Sie wurde 1829 geschlossen.
Foto: Nutaj / CC BY-SA
Gibt es heute noch alte Talmudschriften?
Im Mittelalter gab es christliche Feindschaften gegenüber dem talmudischen Schrifttum. Dies führte häufig zu Vernichtungen und Verbrennungen von Talmudhandschriften. In der Bayrischen Staatsbibliothek befindet sich ein nahezu vollständig erhaltener Talmud in hebräischer Handschrift.
gestaltet von Lisa O. im Schuljahr 2018/2019