Sabbat
Der Sabbat beginnt wie alle jüdischen Feste am Vorabend, da die Tage im jüdischen Kalender abends beginnen und am Abend enden. Er wird in der Familie und in der Synagoge verbracht. Man wendet sich besonders zu seinen Mitmenschen hin.
Der Sabbat ist ein Tag der Arbeitsruhe, an dem sich die Familie für den öffnet, der Sorgen hat, krank ist oder trauert, aber auch an der Freude des anderen nimmt man teil.
Dieser Ruhetag ist eine Einrichtung mit festem Inhalt.
Da Gott am siebten Tag geruht hat, soll der Mensch sich an diesem Tag von seiner Arbeit ausruhen. Diese Ruhe soll sich auf alle, ohne sozialen Unterschied, ausdehnen.
Die Einhaltung des Sabbat ist so wichtig, dass gesagt wird: "Der Sabbat wiegt alle Gebote auf, wer den Sabbat vorschriftsmäßig hält, hat damit gleichsam die ganze Thora anerkannt; und wer ihn entweiht, ist, als ob er die ganze Thora abgeleugnet hätte." ( Schulchan Aruch, 404 )
Ablauf
Am Freitag werden notwendige Vorbereitungen getroffen. Diese beginnen schon am Morgen. Das Haus wird geputzt, und alles für die Sabbatmahlzeiten herangeschafft. Die Mutter bereitet die Mahlzeiten vor ( warme Speisen werden vorgekocht ). Der Vater kauft Fisch und Fleisch ein, und zündet das Feuer an, damit die Speisen warm gehalten werden können.
Am Sabbat ist jede Art von Arbeit untersagt. Man besorgt die Barches (zopfartig geflochtenes Sabbatbrot) oder bäckt sie selber. Die Mutter sondert Challa (ein kleines Stück Brot bzw. Teig) als Opfergabe zum Verbrennen ab. Das ist eine biblische Vorschrift. Dieses Gebot hat allein die Mutter des Hauses zu beachten, genau wie das Entzünden der Sabbatlichter.
Nach getaner Arbeit wäscht man sich gründlich oder badet und zieht sich festtägliche Kleidung an. Am späten Nachmittag besucht der Vater den Gebetsgottesdienst in der Synagoge, während die Mutter letzte Vorbereitungen trifft und den Tisch deckt.
Vor dem Platz des Vaters stehen die zwei Barches, welche mit einem Tuch bedeckt sind, daneben ein Weinbecher und ein Salznäpfchen. Der Wein und das Brot sind Hauptbestandteile des Sabbatrituals, da sie den Segen der Erde symbolisieren. Die Sabbatkerzen in der Mitte des Tisches werden von der Mutter entzündet, wenn die Dämmerung anbricht und der Tag in den Abend übergeht. Die Mutter hebt die Hände gegen diese Lichter und spricht den Segen:
"Lob nun, ja lob dir o Gott,
unser Gott und König des All Du.
Der sich zuschwor uns
durch sein Gebot
Und schrieb uns vor
des Sabbat Licht
zu entzünden" ( Geis 65 ).
Nun hat der Sabbat begonnen und alle werktägliche Arbeit ruht.
Im Gottesdienst am Freitagabend steht der zweite Teil ganz im Zeichen des kommenden Sabbat. Nach einigen Psalmen wird ein Lied gesungen, in welchem der Sabbat als Braut begrüßt wird. Bei der letzten Strophe wendet sich die Gemeinde dem Eingang der Synagoge zu, um die eintretende "Braut Sabbat" willkommen zu heißen. Dieser Teil der Liturgie hat den Namen "Empfang des Sabbats".
Zum Schluss des Gottesdienstes spricht der Vorbeter den Kiddusch ( =Heiligung des Sabbats ) über einem Becher Wein, damit ist der Sabbat eingeweiht.
Zu Hause wünscht man sich gegenseitig einen guten Sabbat. Die Eltern legen ihren Kindern die Hände auf und segnen sie. Bevor man sich an den Tisch setzt, wird das Lied von den Sabbatengeln gesungen:
"Friede grüß euch fein,
Friedensboten Sein,
Ihr Boten aus den Höhn,
Vom König aller Könige,
Vom Heiligen - Ihm sei Lob."
Die Mutter nimmt auf einem geschmückten Stuhl platz, und der Vater ehrt sie mit dem "Lob der tüchtigen Hausfrau". Dieses zählt in alphabetischer Reihenfolge die Tugenden der jüdischen Frau auf.
Die Familie versammelt sich um den festlich gedeckten Tisch, der Vater füllt den Weinbecher, hebt ihn hoch und spricht den Kiddusch. Der Kiddusch erinnert an die biblischen Grundgedanken, mit denen der Sabbat verbunden ist: die Schöpfung und der Auszug aus Ägypten. Nach dem Kiddusch trinkt der Vater einen Schluck Wein und reicht den Becher bis zum jüngsten Familienmitglied weiter.
Vor der Mahlzeit ist die rituelle Waschung üblich. Nun schneidet der Vater ein Barches an, bricht es in Stücke und bestreut es mit Salz. Damit beginnt die erste Sabbatmahlzeit ( für diesen Ruhe- und Feiertag sind mindestens drei Mahlzeiten vorgeschrieben.
Man isst Suppe, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und Fisch, wobei Hecht besonders beliebt ist. Das Mahl umfasst mindestens drei Gänge, bei denen auch eine Nachspeise enthalten ist. Ein typisches Gericht ist Schalet, eine Speise aus Hülsenfrüchten, Fleisch und Eiern. Zwischen den einzelnen Gängen werden alte hebräische Sabbatlieder gesungen. Die Mahlzeit wird mit einem Tischgebet beendet. Danach sitzt man zusammen und entspannt sich. Die Sabbatkerzen leuchten, und man trinkt Tee oder Kaffee und verzehrt Naschwerk.
Am eigentlichen Sabbat (Samstag) steht man später auf als an den Wochentagen. Die Familie geht zum morgendlichen Gottesdienst und nimmt danach die zweite Sabbatmahlzeit zu Hause ein. Geistliche Besinnung, Ruhe und Erholung bestimmen nun diesen Tag. Es ist gleichsam der ‚Tag der Familie', man geht spazieren, wobei die Weglänge eingeschränkt ist. Der Mittagsschlaf darf nicht fehlen.
Am Sabbat gibt es 39 verbotene Hauptarbeiten (alles planvolle zielgerichtete Tun, das mit dem Werktag verbunden ist, fällt unter diese Verbot). Eine Ausnahme ist zum Beispiel, wenn ein Menschenleben gefährdet ist. Eine rabbinische Tradition besagt. "Der Sabbat ist euch gegeben und nicht ihr dem Sabbat."
Am späten Nachmittag hat man in der Regel die dritte Sabbatmahlzeit. Der Abendgottesdienst findet mit Anbruch der Nacht statt. Am Ende wird die Hawdala (Unterschiedssegen) gesprochen. Darin wird Gott für den Unterschied zwischen heiligen und gewöhnlichen Tagen gepriesen.
Zur Hawdala-Zeremonie gehören wieder Wein, eine Dose mit wohl riechenden Gewürzen und eine Kerze, welche das jüngste Kind hält. Der Vater spricht den Segen darüber. Dann hält er den Becher und die Kerze in den Händen und spricht den Unterschiedssegen. Nur die männlichen Personen trinken von dem Wein, mit dem Rest wird die Kerze gelöscht. Es werden noch einmal Lieder gesungen, die voller Sehnsucht und Erwartung sind.
Der Sabbat steht im Mittelpunkt des jüdischen Lebens.
Foto: Olaf.herfurth / CC BY-SA
verfasst von Nadine W.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2000/2001