Judentum - Was ist das ?

Wer ist ein Jude?

  • Ein Jude ist ein Anhänger der ältesten monotheistischen Religion, das heißt der Religion, die sich nur einem einzigen Gott verpflichtet hat.
  • Wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde, ist automatisch Mitglied der jüdischen Gemeinschaft und somit Jude.
  • Ein Jude zeichnet sich durch Toratreue (Tora = die heilige Schrift, Gebetsbuch) und einem Leben nach der Halacha aus. Er versteht sich über das Religiöse hinaus, auch im nationalen Sinne, als Angehöriger des Volkes Israel. Das "Jude sein" bezieht sich nicht auf ein Land oder einen Staat. Jude sein bedeutet, die jüdische Religion zu leben, dabei ist es egal in welchem Land man lebt. Man muss als Jude nicht unbedingt in Israel leben, um als Jude anerkannt zu werden.
  • Im Nationalsozialismus sah man im Judentum eine "biologische Rasse", wobei man hinzufügen muss, dass sich eine Rasse nicht nach der Religion richtet und diese nationalsozialistische Definition somit falsch ist, wenn man bedenkt wie viel Leid dadurch dem jüdischen Volk angetan wurde.
  • Auch wer zum jüdischen Glauben übergetreten ist und nach den jüdischen Sitten und Gebräuchen lebt, darf sich als Jude bezeichnen.

Strömungen des Judentums

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es innerhalb des Judentums unterschiedliche Auffassungen, ob und wieweit man sich dem säkularen Leben öffnen soll und darf. In den entstehenden Strömungen werden jeweils andere Antworten auf die Frage gefunden, wie man das Verhältnis zwischen Tradition und Assimilation gestalten soll.

Das Reformjudentum

  • im 19. Jahrhundert in Deutschland entstanden (in der Folge von Aufklärung und Emanzipation; inspiriert u.a. durch Moses Mendelssohn)
  • Vorstellung, dass die Tora von Menschen verfasst wurde, die von Gott geführt wurden
  • rituelle Gesetze werden akzeptiert, gelten aber nicht mehr als absolut bindend
  • ein Anliegen ist die Umgestaltung des synagogalen Gottesdienstes (Choräle mit ausgebildetem Chor, Orgel, Predigt in deutscher Sprache)
  • erste reformierte Gottesdienste 1810 in Seesen/Thüringen, ab 1815 in Berlin (im privaten Kreis)
  • die Gleichberechtigung der Frau wird im Reformjudentum schneller forciert als in anderen Strömungen
Gedenktafel am Haus Burgstraße 25, in Berlin-Mitte - OTFW, Berlin / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Konservatives Judentum

Zacharias Frankel
Zacharias Frankel 1801-1875
  • religiöse Strömung zwischen Reformjudentum und Orthodoxie, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland etabliert
  • Ziel : Bewahrung traditioneller jüdischer Bräuche und gleichzeitig maßvolle Öffnung vor dem Hintergrund moderner Erkenntnisse und Lebensumstände (jüdische Ritualgesetze werden eingehalten, Sabbat und andere Feste werden in traditioneller Weise begangen, aber z.B. können Männer und Frauen in der Synagoge zusammensitzen)
  • von zentraler Bedeutung ist ein sorgfältiges Studium der religiösen Überlieferung
  • 1851 Gründung "Monatsschrift für die Geschichte der Wissenschaft des Judentums" von Zacharias Frankel (1854 Direktor des "Jüdisch-Theologischen Seminars" in Breslau) als dem großen internationalen Organ der Wissenschaft des Judentums - heute ist das "Jewish Theological Seminary" in New York der geistiger Mittelpunkt des konservativen Judentums (Vorbild war Breslauer Seminar, der ersten akademische Ausbildungsstätte für Rabbiner in Deutschland)

Orthodoxes Judentum

  • = „gesetzestreues“ Judentum, nach dem die Tora von Gott am Berge Sinai offenbart wurde
  • Überzeugung, dass der Messias ("Erlöser") erscheinen und für Israel ein goldenes Zeitalter herbeiführen wird
  • weil in der Tora der direkte Wille Gottes gesehen wird, achtet man sorgsam auf strenge Einhaltung aller Gebote (Synagogen ohne Orgel, besonders gesetzestreue Rabbiner, strenge Trennung der Frauen von den Männern in der Synagoge, Hebräisch ist einzige Kultsprache)
  • lehnen Emanzipation und Assimilation der Juden ab und treten für eine strikte Trennung von religiöser und weltlicher Sphäre ein

Was lässt sich Allgemeines zum Judentum sagen?

  • Verteilung auf der Erde: 1995 13,9 Millionen Juden
  • 6,1 Mio. in den USA und Kanada
  • 2,5 Mio. in Europa ( 0,3 Mio. in Großbritannien; 0,6 Mio. in Frankreich;
  • 1,25 Mio. in ehemaliger Sowjetunion)
  • 4,4 Mio. in Israel
  • 0,45 Mio. in Südamerika
  • 0,2 Mio. in Afrika
  • Rest verstreut über die ganze Welt

Der jüdischen Religion gehören, global gesehen, nur eine kleine Zahl Anhänger an. Trotz dessen ist die religiöse und glaubensgeschichtliche Bedeutung des Judentums außerordentlich groß, da das Judentum den Ursprung für das Christentum und den Islam darstellt. Das Judentum ist die kleinste Weltreligion, heute gehören ihr ca. noch 13,9 Millionen Gläubige an, das entspricht 0,4 % der Weltbevölkerung. Davon lebt ca. die Hälfte in Nord- und Südamerika, jeweils ein Viertel ist auf Europa und Asien (hauptsächlich Israel) verteilt.

Die Schwierigkeit bei dieser Religion liegt darin, dass im Laufe der Geschichte die Juden über die ganze Welt zerstreut wurden, dabei wird die jüdische Identität vornehmlich ein Problem der Religionszugehörigkeit. Die Besonderheit dieser Religion liegt darin, dass die Juden schon seit der Antike ein Volk mit einer eigenen Religion sind.

verfasst von Ellen E., Katja L. und Martin P.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 1998/1999