Rahel Hirsch
Rahel Hirsch war eine der ersten Frauen, die in der medizinischen Forschung tätig waren. Sie spezialisierte sich vor allem auf die Erforschung von Stoffwechselprozessen und –erkrankungen. Sie erbrachte den experimentellen Nachweis, dass auch ungelöste Substanzen unter bestimmten Bedingungen die Schleimhaut des Dünndarms durchdringen und anschließend mit dem Harn ausgeschieden werden können.
Vier Jahre nach ihrem tragischen Tod griff Gerhard Volkheimer in seiner Habilitationsschrift an der Charité die Befunde von Hirsch über die Durchlässigkeit der Nierenwand wieder auf und bestätigte sie. In Erinnerung an die Entdeckerin benannte er den bewiesenen Vorgang Hirsch-Effekt. Der Staat Israel ehrte Hirsch mit der Aufnahme in die Galerie berühmter jüdischer Wissenschaftler in Jerusalem. Die Charité besann sich erst sehr spät des Wirkens ihrer medizinischen Pionierin. 1995 wurde eine von Susanne Wehland gestaltete Bronzeplastik vor dem alten Hörsaal der Inneren Medizin der Klinik aufgestellt.
Leben
- am 15. September 1870 als Tochter eines Direktors der höheren Töchterschule der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Frankfurt am Main geboren
- Großvater väterlicherseits war der Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch (zählt noch heute mit zu den bedeutendsten Rabbinern des 19. Jahrhunderts)
- erhielt in ihrem Elternhaus eine vergleichsweise fortschrittliche Erziehung
- besuchte die höhere Töchterschule, wo sie 1885 ihr Abitur ablegte
- anschließend Pädagogikstudium, welches sie 1889 mit dem Lehrerinnenexamen abschloss
- danach bis1898 Arbeit als Lehrerin
- Da ein Medizinstudium für Frauen im Deutschen Reich noch nicht möglich war, begann Hirsch deshalb 1899 in Zürich Medizin zu studieren.
- Fortsetzung des Studiums in Leipzig und Straßburg
- 1903 Promotion
- Ärztin an der Berliner Charité (dort erste Internistin und die zweite Ärztin überhaupt)
- 1913 als erste Frau in Preußen zur Professorin für Medizin ernannt
- 1919 Kündigung, um eine Privatpraxis zu eröffnen
- nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durfte sie als jüdische Ärztin nur noch sehr eingeschränkt tätig sein
- musste ihre Praxis aufgeben und emigrierte 1938 nach England
- Arbeit als Übersetzerin und Laborassistentin, weil sie sich den Anforderungen, das englische Medizin-Examen nachzuholen, nicht mehr gewachsen fühlte
- Geplagt von Depressionen, Wahnvorstellungen und Verfolgungsängsten, verbrachte Rahel Hirsch ihre letzten Lebensjahre in einer Nervenheilanstalt am Rande Londons, wo sie am 6. Oktober 1953 im Alter von 83 Jahren verstarb.
Foto: OTFW, Berlin 2017 / CC BY-SA
Foto: OTFW, Berlin 2016 / CC BY-SA