Marc Chagall
Chagall wurde am 7.Juli 1887 in Witebsk, Weißrussland, als Kind einfacher jüdischer Eltern geboren. Im Frühsommer des Jahres 1906, nach Besuch der jüdischen Elementar- und Gemeindeschule, unterrichtet ihn Jehuda Pen 2 Monate lang im Malen. Schon zu dieser Zeit gab es antisemitische Pogrome in Weißrussland. Im täglichen Leben gab es für Juden viele Einschränkungen. So durften diese nur mit einer Erlaubnis nach St. Petersburg, der Hauptstadt der Zaren. 1907 geht Chagall mit einer solchen Erlaubnis nach Petersburg, wo er bis 1910 studiert und als Retuscheur bei Photographen arbeitet. Während dieser Zeit wechselt Marc Chagall öfter zwischen Petersburg und seiner Heimatstadt Witebsk.
Im August des Jahres 1910 geht er mit einem Stipendium des Dumaabgeordneten Winawer nach Paris und arbeitet dort. Im darauffolgenden Jahr bezieht er sein 1. Atelier in der Künstlersiedlung ,,La Ruche". 1914 eröffnet er seine erste Einzelausstellung in der Berliner Galerie der Zeitschrift ,,Sturm", in der Chagall 200 seiner Arbeiten ausstellte. In diesem Jahr besucht er seine Familie in Witebsk. Der Ausbruch des Krieges verhindert jedoch eine baldige Rückkehr nach Paris. Zu dieser Zeit malt Chagall eine Vielzahl malerischer ,,Dokumente" und die Bildnisreihe alter Juden. 1915 heiratete er seine Verlobte Bella Rosenfeld. Sie stirbt im September 1944. Ebenfalls leistete Marc Chagall im Herbst 1915 Kriegsersatzdienst in einem Büro für Wirtschaftsfragen. In den folgenden Jahren bis 1917 beteiligte er sich an mehren Ausstellungen in Moskau und Petersburg.
Im September 1918 ernannte man ihn zum ,,Volkskommissar für die schönen Künste in Stadt und Region Witebsk". Dies war auch ein Grund für die Gründung der Witebsker Kunstakademie unter der Leitung Chagalls im Jahre 1919. Im selben Jahr nahm er auch Teil an der ,,Ersten Staatlichen Ausstellung Revolutionärer Kunst" in Petersburg. Es kam jedoch immer häufiger zu Auseinandersetzungen mit Konstruktivisten der Akademie, so dass Chagall im Mai 1920 von seinem Posten als Leiter zurücktrat. 1921 arbeitete er als Lehrer in zwei Kriegswaisenkolonien bei Moskau bis er 1923 erneut nach Paris zog. Im Jahre 1926 eröffnete Chagall seine erste Kunstausstellung in New York. In den folgenden Jahren bis 1933 hielt er sich hauptsächlich in Frankreich auf und hatte viele Ausstellungen. 1933, zu Beginn des Hitler-Faschismus in Deutschland, wurden einige seiner Bilder öffentlich in Mannheim verbrannt.
Weiterhin wurden 1937 alle Werke Chagalls, die sich in deutschem Museumsbesitz befanden, beschlagnahmt. Dies geschah im Zusammenhang mit der Raub- und Hetzaktion ,,Entartete Kunst". Diese Ereignisse waren Anlass für ein weltberühmtes Schlüsselwerk Chagalls, welches 1938 entstand - ,,Die weiße Kreuzigung". Trotz dieser Situation und der Tatsache, dass Chagall Jude war, erhielt er im Jahr 1939 den Carnegie - Preis. Im April des Jahres 1941 verhaftete man ihn kurzzeitig in Marseille. Nach der Entlassung emigrierte Marc Chagall sofort in die USA (New York), wo er bis 1943 an zahlreichen Kriegs- und Kreuzigungsdarstellungen arbeitete. 1946 kehrte er zum ersten Mal nach der Emigration zurück nach Paris, wo Chagall 1947 seine erste Nachkriegsausstellung veranstaltete. Im Jahr 1948 erfolgte die endgültige Rückkehr nach Frankreich. Danach versuchte sich Chagall 1950 an ersten Keramikarbeiten. 1952 fand die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Valentine Brodsky statt. Eine weitere Ehrung wird ihm im Jahr 1960 zuteil, da man ihm in Kopenhagen den Erasmuspreis überreicht. In den nächsten Jahren bis 1969 nahm Marc Chagall an weiteren Ausstellungen in der ganzen Welt teil. Nach 51 Jahren reiste er 1973 zum ersten Mal wieder nach Russland, in seine Heimat Witebsk. An seinem 90. Geburtstag am 7. Juli 1977 erfuhr Chagall Ehrungen aus aller Welt. Im Oktober des selben Jahres wurde eine erneute Ausstellung im Pariser Louvre eröffnet. 1984 fand Chagalls letzte Kunstausstellung, welche die Stiftung Maeght veranstaltete, statt. Am 28. März 1985 starb er in Saint - Paul-de-Vence in Frankreich.
Unter den bildenden Künstlern war Chagall der Einzige, der seine russisch - jüdische Herkunft nicht leugnete und in seinen Werken verarbeitete. So sind in seinen Bildern immer wieder Synagogen, Juden mit Torarollen oder Häuser, die an seine russische Heimat erinnern, zu finden. Marc Chagall wollte mit seinen Werken die Botschaft vermitteln, dass Liebe und Verständnis unter den Menschen sehr wichtig sind. Das 1938 von ihm gemalte Bild ,,Die weiße Kreuzigung" soll als Sinnbild des Leidens aufgefasst werden. Charakteristisch auch für Chagalls Bilder sind die kubistische Farbgebung und das Motiv des ,, Fliegens".
Sculptor: Tomasz ŁukaszczykPhotographer: Paweł Cieśla Staszek_Szybki_Jest / CC BY-SA
Einige Werke:
,,Ich und das Dorf" (1911/12), ,,Feiertage der Liebe", ,,Der Zeitungsverkäufer" (beide 1914),
,,Über der Stadt"(1917/18), ,,Der Jude in Schwarz - Weiß" 1924), ,,Die weiße Kreuzigung"
(1938), ,,Das blaue Haus", ,,Der Märtyrer" (beide 1940), ,,An den Mond" (1953), ,, Die Einnahme Jerusalems" (1952/56)
verfasst von Sandra M.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 1999/2000