Die Kunst der Klesmer - gestern und heute
Der russische Komponist Dimitrij Schostakowitsch sagte einmal über die jüdische Musik: "Jede Volksmusik ist schön, aber von der Jüdischen muß ich sagen, sie ist einzigartig!"
Gerichtet war dieses große Kompliment an eine Tanzmusik, die fröhlich und traurig zugleich ist. Eine Musik, die von Herzen kommt und zu Herzen geht. Die trotz erfrischendem Schwung, trotz mitreißendem Rhythmus und eingängiger Melodien immer auch die tragischen Seiten des Lebens beleuchtet.
Das Wort Klesmer stammt aus dem Jiddischen und setzt sich zusammen aus den hebräischen Vokabeln "K'lej" für Gerät, Instrument und "smer" für Gesang.
Die Klesmermusik ist eine Instrumentalmusik, die sich unter dem Einfluss mitteleuropäischer Spielleute herausgebildet hat und seither ein unentbehrlicher Bestandteil des jüdischen Gemeindelebens im aschkenasischen Kulturkreis ist. Ursprünglich wurde die Musik von fahrenden Musikanten gespielt, die von Dorf zu Dorf zogen, und erklang und erklingt vor allem auf Hochzeiten, Festen und an Feiertagen außerhalb der Synagogen. Die Klesmer zogen mit nach Polen und Litauen, wo die im 14. und 15. Jh. aus Deutschland vertriebenen Juden Zuflucht gefunden hatten. Vor allem in Osteuropa blieben sie bis in die jüngste Vergangenheit hinein ein lebendiges Kultur- und Sozialelement für breite Schichten der Bevölkerung.
Sozialer Status und Lebensweise der Klesmorim
Sie hatten einen geringen sozialen Status, obwohl deren Klänge gefragt waren. Sie hatten Bedeutung als gern gesehene Unterhalter, doch damals überwog immer noch ihr labiler gesellschaftlicher Status als Angehörige einer religiösen Minderheit. Von manchen Christen wurden sie als "gemeine Spielleute" sowie als "kahle Bierfiedler" bezeichnet. Die Juden litten darunter und waren auf Almosen und Trinkgelder angewiesen. Trotzdem konnten sie auch meist ohne Probleme in nichtjüdischen Häusern in friedlicher Zusammenarbeit mit nichtjüdischen Musikern musizieren.
Die Klesmer spielten oft zu freudigen Anlässen, zur Unterhaltung der Gäste während der Mahlzeit wie auch danach beim Tanze. Diese jüdische Hochzeits- und Festmusik war in den Schtetln und Dörfern der Ukraine, Weißrusslands, Litauens, Moldawiens, Polens, Galiziens und Rumäniens beheimatet und erreichte im 19. Jh. eine Blüte. Sie ist integrationsfähig für Einflüsse aller Art. So enthält sie in erster Linie Melodien aus der jüdischen Umgebung, wie Gesänge aus der Synagoge, häusliche Schabbatlieder und Lied - und Tanzmelodien der Chassidim. Auf der anderen Seite ist aber auch der Einfluss der musikalischen Trends aus der nichtjüdischen Welt spürbar.
Unter dem Eindruck der Zigeunerkapellen, aber auch der bürgerlichen Unterhaltungsmusik wuchs das Klesmer-Duo oder Trio zum kleinen Orchester heran und erweiterte sein Instrumentarium um das Akkordeon, sowie Klarinette und Streicherensemble. Die Zusammenstellung der Kapellen änderte sich jedoch im Laufe der Zeit ständig und war auch abhängig vom Komponisten.
Die Musiker wie auch ihr Publikum sind durch Holocaust und Stalinismus größtenteils vernichtet worden, doch hat sich die Musik in den letzten Jahren dennoch stark weiterentwickelt, vor allem in Amerika, Israel und sogar in Deutschland.
Das Wiener Ensemble ist seit seiner Gründung im Jahre 1989 konsequent um die Pflege der traditionellen jüdischen Volksmusik bemüht. Im Vordergrund stehen Gestaltungsmittel wie Emotion, meditative Verträumtheit und mitreißender Tanz. Die engagierten Musiker versuchen, an die große Vergangenheit der Klesmer-Kunst anzuknüpfen, indem sie mehr und mehr Gesangsdarbietungen in die jiddischen und modernen israelischen Volkslieder einfügen.
verwendete Instrumente:
- Klarinette
- Geige( jauchzend, schluchzend, berührend und beschwingt)
- Akkordeon( vielseitig, harmonischer Farbenreichtum)
- Zupfbaß ( für Tanzmusik unentbehrlich)
- Hackbrett
Es verhält sich letztlich wie bei anderen Versuchen, "Alte Musik" wiederzubeleben: Es zählt vor allem die Ernsthaftigkeit der Interpreten, eine Musik aus dem verschütteten Geist einer versunkenen Epoche heraus zu begreifen und zu gestalten.
Weiterhin bekannt durch viele Konzertreisen nach Israel und eine CD-Produktion dürfte auch das Ensemble Halake sein, das in Leverkusen beheimatet ist und schon seit 5 Jahren besteht.
Es wird deutlich, dass Klesmermusik von allen Kulturen der Welt beeinflusst wurde, aber auch sie alle Kulturen der Welt beeinflusst. Die Ausprägungen reichen von den traditionellen Formen bis zur musikalischen Synthese mit Jazz, Rock und anderen Musikrichtungen.
"Klezmer-Musik ist Musik, die tanzt, singt, die Freude und Trauer des Lebens zum Ausdruck bringt. Eine Musik, so fruchtbar und vielfältig, wie die osteuropäische jiddische Kultur, aus der sie entstanden ist."
(Haskala)
Sie wurde zu einer Weltsprache der Seele, was zum friedlichen Miteinander der Menschen beiträgt.
verfasst von: Juliane D.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 1999/2000