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Synagoge

Bedeutung des Begriffs

Der Begriff Synagoge kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Versammlung. Die Synagoge ist ein Ort, der von der jüdischen Gemeinde für den gemeinsamen Gottesdienst und das Lernen und Schriftenstudium genutzt wird. Andere Bezeichnungen sind die hebräische Bezeichnung Beth Knesset oder Beit Knesset (Haus der Versammlung) und das jiddische Schul. Von liberalen Reformjuden wird die Synagoge manchmal auch als Tempel bezeichnet, obwohl es historisch gesehen nur den Tempel in Jerusalem gab. Deshalb trifft diese Bezeichnung auf Ablehnung der traditionellen Juden.

Emil Ranzenhofer (1864-1930), Inneres der Synagoge in der Tempelgasse, (Leopoldstädter Tempel) Wien

Entstehung der Synagoge

Wann die ersten Synagogen entstanden, ist umstritten. Einige vermuten, dass sie während des Babylonischen Exils entstanden, andere denken, dass es nach der Zerstörung des Ersten Tempels war. Wieder andere glauben, dass die ersten Synagogen während der Erbauung des Zweiten Tempels existierten. Sicher ist, dass sich die Synagoge nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer als zentraler Ort für das Gebet etablierte. Sie machte das Judentum „tragbar“, denn Synagogen konnte man überall errichten, Tempel nur in Jerusalem. Dies ist wichtig, solange Juden in der Diaspora leben, was bis heute andauert.

Hinweise auf die Existenz von Synagogen im babylonischen Exil gibt es durch Erwähnungen eines kleinen Heiligtums und der Versammlung der Ältesten. Einige vermuten, dass die Pharisäer, eine von vier jüdischen Schulen, maßgeblich an der Entstehung der Synagogen beteiligt waren, manche glauben aber diese These widerlegen zu können.

Jüdisches Zentrum, Hauptsynagoge München, Toraschrein

Foto: Richard Huber, 2008 / CC BY-SA

Gottesdienste und sonstige Funktionen

Synagogen sind Orte für den Gottesdienst. Dreimal täglich sollen die Juden in der Synagoge beten. Morgens zum Shacharit, nachmittags zum Mincha, welches oft direkt in das abendliche Gebet Maariv übergeht. Des Weiteren finden an den jüdischen Feiertagen spezielle Gebete statt. Ein normales Gebet dauert ungefähr 45 Minuten, an Feiertagen können sie aber auch fast den ganzen Tag dauern. Kleinere Gemeinden veranstalten oftmals nur zweimal wöchentlich, montags und donnerstags, Gottesdienste.

Die Gottesdienste richten sich nach dem Gebetbuch, welches Seder Tefilah (Ordnung des Gebets) oder Siddur (Ordnung) genannt wird. Es beinhaltet die Regeln des Gebets. Für die meisten und wichtigsten Teile des Gebetes muss der Minjan, also eine Runde von zehn religionsmündigen Männern, anwesend sein. Ohne sie darf zum Beispiel das Kaddisch (Trauergebet), die Amida (Achtzehnbittengebet) oder die Haftara (Abschluss) nicht durchgeführt werden. Auch die Tora darf in Abwesenheit der Minjan nicht gelesen werden. Im Gottesdienst gibt es nicht immer eine Predigt. Ein religionsmündiges Mitglied der Gemeinde wird als „Abgesandter der Gemeinde“ ausgewählt und fungiert als Vorbeter. Diese Aufgabe wird auch oft vom Rabbiner übernommen. Während des Gebetes halten sich die Frauen in einer separaten Loge oder auf der Frauenempore auf und beten für sich. In liberaleren Gemeinden kommt es aber auch vor, dass Frauen im selben Raum wie die Männer beten.

Neben den Gottesdiensten ist das Schriftenstudium eine wichtige Funktion der Synagoge. Erwachsene können sich hier weiterbilden und es gibt Hebräischkurse damit sich die Kinder auf ihre Bar Mitzwa bzw. Bat Mitzwa vorbereiten können. Die Synagoge ist ein Haus des Lernens und sollte deshalb eigentlich rund um die Uhr offen sein. In Deutschland ist dies jedoch aus Sicherheitsgründen selten möglich.

Aufbau der Synagoge

Der Aufbau von Synagogen ist ziemlich unterschiedlich. Meist sind sie an die Architektur des Ortes und der Zeit angepasst. Im Talmud stehen kaum Anweisungen zum Aufbau, lediglich soll die Synagoge Fenster haben und größer sein als alle anderen Gebäude in der Nähe. In der Diaspora konnte dies aber nie verwirklicht werden.

Der Gebetsraum einer Synagoge entspricht dem Vorhof des Tempels. Im Übergangsraum zum Gemeinderaum befindet sich ein Waschbecken, worin sich die Gläubigen vorm Gebet die Hände waschen sollen. Auf einem erhöhten Platz an der Ostwand (der nach Jerusalem gerichteten Wand) befindet sich der Aron ha-Qodesch, der Thoraschrein. In ihm befinden sich die Torarollen für die Verlesung der Wochenabschnitte. Über dem Aron ha Qodesch hängt eine Gebotstafel, die symbolisch für die Zehn Gebote steht. Links und rechts vom Toraschrein befinden sich oft siebenarmige Leuchter namens Menora und mittig über dem Schrein hängt das Ner Tamid, das ewige Licht, welches den unsterblichen Glauben an Gott symbolisiert. Die Thorarollen werden auf dem Lesepult, der Bimah, verlesen. Das Pult kann sich sowohl in der Mitte des Raumes, als auch im Westen gegenüber des Toraschreins befinden. In Synagogen gibt es nicht zwingend Frauenemporen, je nach religiöser Ausrichtung beten sie gemeinsam mit den Männern.

Geschichte der Synagoge in Dresden

Die jüdische Gemeinde in Sachsen hat Wurzeln bis ins Mittelalter. Vor allem in großen Städten wie Leipzig und Dresden war das jüdische Leben deutlich zu spüren. In den Jahren zwischen 1500 und 1700 wurden die meisten Juden vertrieben, jedoch etablierte sich mit dem Regierungsantritt von Kurfürst Friedrich August II. im Jahr 1733 erneut eine jüdische Gemeinde in Dresden. Im Jahr 1837 durften Juden Religionsgemeinschaften bilden. Dies zog den Bau der ersten gemeinsamen Synagoge in Dresden nach sich. Gottfried Semper, der auch die berühmte Semperoper entwarf, wurde mit dem Bau der Dresdner Synagoge beauftragt. Die Alte Synagoge Dresden befand sich unterhalb der Brühlschen Terrasse.

In der Reichspogromnacht fielen viele Synagogen den von SA-Angehörigen gelegten Feuern zum Opfer. So auch die Dresdner Synagoge. Feuerwehrleute durften das Feuer nicht löschen. Die Ruine wurde abgerissen. Die Kosten für die Beseitigung der Trümmer musste die jüdische Gemeinde selbst tragen.

Von den vorher fast 600 Juden in Dresden überlebten nur wenige den Krieg. Im Herbst 1945 versuchten die Überlebenden jedoch wieder neues jüdisches Leben in die Landeshauptstadt zu bringen.

60 Jahre nach der Zerstörung der alten Synagoge, also am 9. November 1998, begann man mit dem Bau einer neuen Synagoge, welche sich am Rande der Altstadt Dresdens befindet. Drei Jahre später wurde der Neubau eröffnet. Der Architekt Hasenberg wollte eine moderne Synagoge errichten, die Platz für Gottesdienste, Feste und religiöse Erziehung hatte. Der Bau der Neuen Synagoge Dresden erhielt viel Förderung vom Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden.

Bild 1: Alte Synagoge Dresden von Gottfried Semper (“Semper Synagoge”) gebaut 1839 - 1840, zerstört 1938 während der "Reichskristallnacht", kolorierter Stahlstich um 1860 - 1870 von Louis Thümling nach einer Fotografie von Hermann Krone, herausgegeben durch Gustav Georg Lange in Darmstadt / Public domain
Bild 2: Die Neue Synagoge Dresden wurde im Jahr 2001 fertiggestellt und befindet sich am Hasenberg 1 zwischen Elbe, Pirnaischem Platz und der Frauenkirche. Der Neubau wurde 2002 als Europäisches Gebäude des Jahres gewürdigt.

gestaltet von Martha T. im Schuljahr 2018/2019