Ernst Bloch

Denken heißt überschreiten.

Ernst Bloch

Kurzbiografie

Ernst Bloch auf dem XV. Schriftstellerkongress in Berlin, 1956

Ernst Bloch wurde 1885 in Ludwigshafen geboren. Er war der Sohn des assimilierten jüdischen Eisenbahnbeamten Markus Bloch und seiner Frau Barbara Bloch. Im Jahr 1905 legte Bloch sein Abitur ab und begann in München und Würzburg Philosophie, Physik und Musik zu studieren. Nach Aufenthalten in Berlin und Budapest, wo er eine Freundschaft mit Georg Lukás schloss, lebte er seit 1912 in Heidelberg. In Heidelberg lernte er unteranderem auch Max Weber kennen. Ein Jahr darauf heiratete er seine erste Frau Else von Stritzky.

Im Ersten Weltkrieg:

Während des ersten Weltkrieges reiste Bloch 1917 aus Protest in die Schweiz aus. Er erwies sich als ein engagierter Gegner des Krieges, indem er Zeitungsartikel und Broschüren gegen diesen für Zeitungen und Magazine verfasste. Dabei wuchs auch seine Begeisterung für die russische Revolution. 1919 kehrte Ernst Bloch nach Deutschland zurück und lebte vor allem in Berlin. Jedoch reiste er, nach dem Tod seiner Frau und der Heirat mit Linda Oppenheimer, viel durch Italien und Frankreich. Seine philosophische Arbeit trat in den Hintergrund und er schrieb zunehmend Feuilletonartikel und literarische Aufsätze für die großen linksdemokratischen Zeitschriften der Weimarer Republik.

Während des Zweiten Weltkrieges:

Nachdem Hitler 1933 Reichskanzler wurde, verließ Ernst Bloch Deutschland und emigrierte erst in die Schweiz, wo er seine dritte Frau Karola Piotrowska heiratete. Anschließend ging Bloch nach Paris und Prag, wo er sich antifaschistisch engagierte. Zuletzt emigrierte er 1938 in die USA, wo er bis 1949 lebte und sich der Presse im Kampf gegen den Nationalsozialismus anschloss.

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-35545-0009 / CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE

In der DDR:

Mit 63 Jahren erhielt Bloch eine Professur an der Universität Leipzig und siedelte aus der USA nach Ost-Deutschland über. Dabei sah er als Verfechter des Marxismus, im Sozialismus die Chance, der Entfremdung des Menschen von seiner Natur entgegenwirken zu können. In der DDR erlangte er zunächst hohe Ehrungen. So wurde er 1955 zum Nationalpreisträger und zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaft in Berlin. Bloch geriet jedoch zunehmend in Konflikt mit der marxistisch-leninistischen Partei, der SED. Er kritisierte die Indoktrinierung des Staates durch die Partei und die Niederschlagung des Ungarnaufstandes von 1956. Deshalb wurde er 1957 von der Universität in Leipzig zwangsemeritiert.
In der BRD:
Vier Jahre später trat Bloch eine Vortragsreise in Westdeutschland an, von welcher er nie zurück in die DDR kam. 76-jährig nahm er seine zweite Professur in Tübingen an. Dort verband ihn bald eine väterliche Freundschaft mit dem Anführer der Studentenproteste Rudi Dutschke. Bloch wurde zu einer der Leitfiguren der 68er-Studentenbewegung.

Ernst Bloch starb 1977, im Alter von 92 Jahren in Tübingen.

Ernst Blochs Beziehung zum Judentum

Porträt von Ernst Bloch, Zeichnung

Bloch ist ein religiöser Denker. Er nimmt religiöse Erfahrungen auf und verwandelt diese denkend in seine Philosophie. Die Theologie der Hoffnung und die Theologie der Befreiung sind von ihm inspiriert. Jedoch beschränkt sich Ernst Blochs jüdische Bildung auf die Übersetzung des Alten Testaments und chassidische Geschichten. Er liest die Bibel als ein revolutionäres Buch, in welchem die noch verborgene Offenbarung des Menschen versteckt ist. In seinem ersten Werk „Geist der Utopie“ arbeitet er die Geltung des religiösen Wunschbildes heraus. Für Bloch standen dabei nicht Himmel und Erde am Anfang, sondern nach kabbalistischer Lehre der Mensch. Er versucht dabei eine Vergöttlichung des Menschen, indem er Gott nicht an den Anfang, sondern ans Ende stellt. Für ihn ist die messianische Bedeutung der Wiederkunft Christi der Inbegriff einer befreiten Menschheit.

Bloch ist aber auch weit entfernt von den Grundüberzeugungen des rabbinischen Judentums und der Kabbala. So lehnt er den befreienden Gott Israels ab. Zudem verachtet Bloch in der Weimarer Zeit sogar das orthodoxe und liberale Judentum (in seinem Werk): „Wir schweigen von dem verdorrten jüdischen Gesetz, dem nicht nur die lax gewordenen Juden entfliehen“ (Erbschaft dieser Zeit, 1929). Auch die zionistische Utopie Theodor Herzls hat er, wie andere Marxisten, als kleinbürgerlich nationalistische Regression abgetan. Trotz allem vertrat Bloch nie eine antijudaistische Grundhaltung.

In seinem letzten großen Werk „Experimentum Mundi“ nimmt er noch einmal die Auseinandersetzung mit Jesus und dem Judentum auf. Dabei schreibt er dem Judentum die Artikulation von Exodus, Ziel und Nähe zu. Das Christentum stellt jedoch die Religion einer sich erfüllenden Apokalypse dar.

Zusammenfassend versuchte Bloch den Gehalt der Sozial-Utopie mit dem Gehalt der Bibel (vor allem in seinen Werken) zu verbinden. Sein Interesse an der Religion rührt nach der offenen Frage des Sinns im Leben, welche in der Religion eine große Rolle spielt.

Es entwickelte sich auch der sogenannte Begriff der „Meta-Religion“ (Bloch: Das Prinzip der Hoffnung, GA,Bd.5, S.1521), welcher die Bedeutung „nicht einfach keine Religion, sondern (…) Erbe an ihr“ (Bloch: Das Prinzip Hoffnung, GA,Bd.5; S.1414) trägt.

Bild: Jacquelinekato / CC BY-SA

Die Philosophen sollen die Welt nicht interpretieren, sondern verändern.

Ernst Bloch


gestaltet von Luise K. im Schuljahr 2019/2020