Maimonides

Karte von Al-Andalus

Kindheit und Prägung in Córdoba

Moses Maimonides, auch als Rambam bekannt, gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters. Geboren im Jahr 1135 im muslimischen Córdoba, wuchs er in einer angesehenen jüdischen Familie auf. Zu dieser Zeit war Spanien, damals bekannt unter dem arabischen Namen Al-Andalus, geprägt von einer toleranten Gesellschaft, in der nicht nur die vielen Ethnien Iberiens, sondern auch Muslime, Christen und Juden zusammenlebten und arbeiteten. Zudem wurde die gerechte Behandlung von Minderheiten durch den sogenannten „Dhimmi-Status“ gesichert.

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Statue von Maimonides in Cordoba

Córdoba war zu dieser Zeit ein wichtiger Handelsplatz, da es an der Straße von Gibraltar lag und viele Händler hier ihre Waren vertrieben. Durch diese Koexistenz und den Reichtum des Handels wurde Córdoba zum Zentrum für Wissenschaft und Kunst. Maimonides' Vater war Arzt und Gelehrter; zudem unterrichteten ihn noch arabische Lehrer in der Philosophie der Antike und den Naturwissenschaften.

Die kulturelle und gesellschaftliche Offenheit prägte Maimonides und seine Schriften. So schrieb er in seinem Werk „Einführung in die Mischna“: „Höre die Wahrheit, wer immer sie spricht, ungeachtet dessen, wer sie ist.“

Quelle Abb. (Ausschnitt): Makinal~commonswiki als Autor angenommen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Flucht und Exil

Im Jahr 1148 eroberten die Almohaden, eine marokkanische Dynastie, Córdoba und beendeten die Religionsfreiheit. Christen und Juden mussten konvertieren, fliehen oder wurden hingerichtet. Maimonides' Familie floh schließlich nach Palästina und dann nach Kairo. Zu dieser Zeit galt Kairo als eine der prachtvollsten Städte sowie als kulturelles und intellektuelles Zentrum von Gelehrten aus der arabischen Welt. Hier konnte Maimonides und seine Familie ohne Furcht vor religiöser Verfolgung leben und ihre jüdische Identität ausleben.

Leben in Ägypten

In Kairo begann Maimonides als Arzt zu arbeiten, um seine Familie zu unterstützen. Er machte sich schnell einen Ruf als hervorragender Arzt, weshalb ihn schließlich der Sultan Saladin an seinen Hof holte. Nicht nur genoss er als Berater und Arzt am Hofe des Sultans großes Ansehen, sondern er hatte auch Zugang zu vielen Gelehrten und fortschrittlichem Wissen, das für den königlichen Hof reserviert war. In seinen medizinischen Werken befasste er sich mit Themen wie Ernährung, Hygiene und Behandlungsmethoden. Zudem betrachtete er den Körper und den Geist als Ganzes und zog eine Verbindung zwischen geistiger und körperlicher Gesundheit. Seine Schriften über die Medizin und Hygiene waren seiner Zeit weit voraus und wurden noch Jahrhunderte nach seinem Tod in der arabischen und europäischen Medizin zitiert.

Kommentar zur Mischna

Maimonides schrieb als Gelehrter viele Bücher, von medizinischen bis hin zu theologischen Werken. Doch drei seiner Werke sind besonders wichtig. Zum einen wäre das sein „Kommentar zur Mischna“, in dem er die gesamte Mischna, also die mündliche Überlieferung des jüdischen Gesetzes, vollständig analysierte und kommentierte. Besonders ist hierbei, dass Maimonides einen rationalen Ansatz wählte und seine Konzepte erklärte. Zudem stellt er hier seine 13 Glaubensprinzipien dar, welche bis heute die Grundlage des jüdischen Glaubensverständnisses bilden.

Diese 13 Glaubensprinzipien heißen:Gottes Existenz: Der Glaube an die Existenz des einen, ewigen und vollkommenen Gottes, der das Universum erschaffen hat und alles erhält.

Gottes Einzigartigkeit: Der Glaube, dass Gott absolut einzigartig und unteilbar ist. Er hat keine Gestalt, ist nicht materiell, und es gibt nichts Vergleichbares zu ihm.Gottes Unkörperlichkeit: Der Glaube, dass Gott keinen physischen Körper hat und daher jenseits menschlicher Vorstellungen von Körperlichkeit steht.

Gottes Ewigkeit: Der Glaube, dass Gott ewig ist. Er war immer da und wird immer sein, ohne Anfang und Ende.

Anbetung nur Gottes: Der Glaube, dass nur Gott verehrt und angebetet werden darf, und dass keine anderen Wesen oder Dinge angebetet werden sollen.

Prophetie: Der Glaube, dass Gott den Menschen durch Propheten offenbart und

dass diese Propheten als Mittler zwischen Gott und Mensch fungieren.Moses als größter Prophet: Der Glaube, dass Moses der größte aller Propheten war und dass seine Prophetie klarer und wahrer ist als die aller anderen Propheten.Die Göttlichkeit der Tora: Der Glaube, dass die gesamte Tora (die fünf Bücher Mose) göttlich ist und Moses diese durch göttliche Offenbarung empfangen hat.

Unveränderlichkeit der Tora: Der Glaube, dass die Tora in ihrer Gesamtheit unveränderlich ist und dass keine anderen Gebote hinzugefügt oder entfernt werden dürfen.

Gottes Allwissenheit: Der Glaube, dass Gott alle Gedanken und Taten der Menschen kennt. Nichts bleibt ihm verborgen.

Göttliche Belohnung und Strafe: Der Glaube, dass Gott die Gerechten belohnt und die Schuldigen bestraft und dass Gerechtigkeit in dieser Welt und in der nächsten herrscht.

Ankunft des Messias: Der Glaube, dass der Messias (Maschiach) eines Tages kommen wird und dass die Welt durch ihn in einen Zustand von Frieden und göttlicher Herrschaft überführt wird.

Auferstehung der Toten: Der Glaube an die Auferstehung der Toten am Ende der Tage, in einer zukünftigen Welt, wie es die Tora verspricht.

Dieses Werk ist besonders, da es in Judeo-Arabisch, einer Hybridform der Sprache, verfasst wurde, bei der die arabische Sprache in hebräischen Zeichen niedergeschrieben ist.

Mischne Tora

Sein zweites bedeutsames Werk ist die „Mischne Tora“, welche vollständig in Hebräisch geschrieben ist und 14 Bücher umfasst. Es handelt sich hierbei um eine systematische Kodifizierung des gesamten jüdischen Rechts, sowohl schriftlich als auch mündlich. Maimonides verwendete hierbei eine einfache Sprache, um die Lehren und Gesetze des Judentums selbst für Personen ohne Talmudkenntnisse verständlich zu machen.
Nicht nur die verständliche Sprache, sondern auch die Vollständigkeit macht dieses Werk auch heute noch relevant. In vielen jüdischen Gemeinden ist die „Mischne Tora“ auch heute noch ein wichtiger Baustein der Religion und Kultur. Besonders ist zudem, dass Maimonides die Rolle, Notwendigkeit und den Nutzen der einzelnen Gesetze und Regeln erklärt und sie somit nicht einfach nur wiedergibt, sondern sie rational betrachtet.

Führer der Unschlüssigen

Sein größtes philosophisches Werk „Führer der Unschlüssigen“ ist in der Form eines Briefes an einen seiner Schüler geschrieben. In dem Werk behandelt Maimonides die Beziehung zwischen Vernunft und Glaube und geht auf die Frage ein, wie man eine rationale Grundlage für religiöse Überzeugungen schaffen kann. Das Werk greift auf aristotelische und neoplatonische Philosophie zurück und versucht, philosophische Konzepte mit den Lehren der jüdischen Bibel in Einklang zu bringen. Maimonides folgt dabei den Spuren muslimischer Philosophen wie Al-Farabi und Ibn Sina, die ebenfalls den Versuch unternahmen, Vernunft und Religion zu verbinden.

Statue von Maimonides in Cordoba

Ein weiteres Konzept ist die „Negative Theologie“, bei der Maimonides behauptet, dass Gott nicht durch positive Attribute beschrieben werden kann, sondern nur durch das, was er nicht ist. Dies führt er auf seine Erkenntnis zurück, dass der menschliche Geist Gottes Wesen nicht ergreifen kann.
Zudem stellt er die Idee auf, dass einige Passagen aus der Tora nicht wörtlich, sondern eher allegorisch zu verstehen seien, um Widersprüche zwischen Vernunft und Religion zu vermeiden. Dabei führt er seine Begründung zurück auf die „Negative Theologie“ und den Gedanken, dass der Mensch diese Geschichten schuf, um sich Gottes Wesen zu erklären. Aufgrund der kritischen Haltung dieses Werkes kam es teilweise zu Verboten und sogar zu Buchverbrennungen.

Quelle Abb.: Makinal~commonswiki als Autor angenommen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Vermächtnis
Maimonides starb in Kairo im Jahre 1204, aber sein Wirken bleibt bis heute relevant. Seine Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden und prägen auch nach hunderten Jahren die jüdische Theologie und Philosophie. Seine Werke verbunden Glaube und Vernunft, systematisierten die jüdische Gesetzgebung und haben einen dauerhaften Einfluss auf die religiösen und philosophischen Denktraditionen sowohl im Judentum als auch in der westlichen Welt hinterlassen.

Maimonides’ Grab in Tiberias

Quelle Abb.: Ovedc, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

gestaltet von Tristan A. im Schuljahr 2024/2025