Döbelner Geschichte für Unnaer Schüler (2014)

Eine kleine Delegation des Lessing-Gymnasiums besuchte das Partnergymnasium in Unna.

Gleichsam in Manier eines heiteren Familienausflugs brachen am Montag die Schulleitung und drei Referendare gen Westen auf, um einerseits der neuen Schulleiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Unna - Frau Pohl - einen Antrittsbesuch abzustatten und andererseits eine aus 26 Schautafeln bestehende Ausstellung über das Schicksal der Döbelner Familien Glasberg und Gutherz, welche zu Opfern des Nationalsozialismus wurden, für dortige Interessierte zur Besichtigung bereitzustellen. Eröffnet wurde dieser bewegende Einblick in die zwei Einzelschicksale durch einen Impulsvortrag von Herrn Höhme, welcher durch passend ausgewählte Musikstücke zweier Unnaer Schüler gerahmt wurde.

Zahlreiche Schüler, Lehrer und Ehemalige sowie auch Angehörige der Jüdischen Gemeinde in Unna nahmen dieses Angebot wahr und widmeten sich nachdenklich der eingehenden Lektüre und Betrachtung der sorgsam aufgearbeiteten Exponate. Möglich war diese im Rahmen einer "Besonderen Lernleistung" entstandene Dokumentation durch den Glücksumstand, dass sich die einzig verbliebene, hochbetagte Ruth Grasshoff, geb. Glasberg dazu bereit erklärte, über das Schicksal ihrer Familie zu sprechen. Während der Recherche stand sie nicht nur Rede und Antwort, sondern stellte auch zahlreiche private Fotos zur Verfügung.

Neben diesem Höhepunkt hatten die mitgereisten Referendare zudem durch Hospitationen und Gespräche die Chance, Einblicke in das nordrhein-westfälische Schulsystem zu gewinnen und dieses mit dem Heimischen in Beziehung zu setzen. Trotz der Einführung des Zentralabiturs und anderer Bemühungen in NRW, kamen verblüffende Unterschiede ans Licht: So erstaunte beispielsweise die dort andauernde Brisanz der G8-Debatte, welche vor Ort zur Dominanz der Gesamtschulen führt. Interessant schien auch, dass man sich in NRW an einer leistungszieldifferenzierenden Inklusion versucht, was bedeutet, dass auch gehandicapte SchülerInnen in das Gymnasium integriert werden, obwohl diese nicht das Abitur, sondern einen Real-, Haupt- oder Förderschulabschluss anstreben. Aber auch kleinere Unterschiede, wie beispielsweise das Vorhandensein eines Sportleistungskurses oder die Erweiterung der Sekundarstufe II auf drei Jahre, führten vor Augen, wie unterschiedlich Schule funktionieren kann.

Juliane Rohleder