Herrschaft der Makkabäer
Nach dem Tod Alexander des Großen wurden die östlichen Provinzen seines Reiches in die unabhängigen Königreiche der Diadochen aufgeteilt. Das benachbarte Syrien, in dem die Seleukiden herrschten, erhob Anspruch auf Judäa. Eine nichtjüdische, hellenistische Bevölkerung bildete sich an der Küste heraus und baute griechische Städte. Von den hellenistischen und hellenisierten Städten drang die neue Kultur tief in die jüdische ein und verbreitete sich vor allem in den reichen und aristokratischen Familien. Selbst die Priesteraristokratie, offizieller Hüter der Reinheit von Kultur und Glauben, geriet unmittelbar unter ihren Zauber.
Der kulturelle Einfluss des Hellenismus verstärkte sich, als Palästina unter Antiochus III. eine Provinz des Königreiches der Seleukiden wurde. Die Beziehungen zwischen den Herrschern und den Beherrschten verlief zunächst harmonisch, doch sie nahmen eine verhängnisvolle Wendung unter Antiochus IV. Epiphanes. Dieser regierte mit äußerster Brutalität und verlangte, dass die Israeliten ihrem Gott abschworen. Er ließ griechische Götterbilder aufstellte, denen jedermann Ehrerbietung und Anbetung entgegenbringen musste. Der Versuch seine Stellung durch die Einführung einer einheitlichen Religion und Kultur in seinem gesamten Herrschaftsgebiet zu festigen, führte zu einem blutigen Zusammenstoß mit den Juden. Außerdem kam es zum Verbot des jüdischen Tempeldienstes und des Brauches der Beschneidung.
Eine käufliche Priesterschaft in Jerusalem war bereit, sich auf dem Vorplatz des Tempels, dem geheiligten Bezirk des unsichtbaren Gottes, vor der Statue des Zeus zu verbeugen. Die altgläubigen Juden empörten sich jedoch gegen ihre eigenen verräterischen Führer und die fremde Macht.
Unter Führung eines alternden Priesters aus dem Dörfchen Modiin bei Lod, Mattathias, erhoben dessen fünf Söhne das Banner der Revolte. 168 v. Chr. verbot der seleukidische König Antiochos IV. Epiphanes das Judentum und ordnete die Errichtung von Altären für griechische Götter im Tempel von Jerusalem und anderen Städten an.167 v. Chr. floh Mattathias mit seinen fünf Söhnen und vielen gläubigen Juden in die Berge und kämpfte von da aus gegen Antiochos. Bald darauf starb er und hinterließ seinem Sohn Judas, auch Makkabi (von "Makkaba" = "der Hammer") genannt, die Führung des Aufstands.
Als einer der großen Heerführer der jüdischen Geschichte besiegte er mit ein paar tausend Anhängern das zahlenmäßig überlegene syrische Heer in mehreren Gefechten (166-165 v. Chr.). lm Dezember 165 v. Chr. führte er ein Heer von Aufständischen nach Jerusalem, eroberte dort den Tempel, der während der vorangegangenen drei Jahre für griechische Opferrituale benutzt worden war, zurück und richtete nach einer Entsühnungszeremonie den jüdischen Brandopferaltar wieder ein. Die Wiederaufnahme des Tempeldienstes wird jedes Jahr in dem jüdischen Fest Chanukka gefeiert.
Judas begann ausgedehnte militärische Feldzüge gegen die Feinde der Juden in und um Judäa mit dem Ergebnis, dass Syrien 163 v. Chr. den Juden die freie Ausübung ihrer Religion zugestand. Anschließend begann er mit Unterstützung Roms, für die politische Unabhängigkeit der Juden zu kämpfen. Streitigkeiten zwischen den Juden schwächten jedoch seine Position. 161 v.Chr. errang er seinen letzten großen Sieg über die Syrer, wurde jedoch in der folgenden Schlacht bei Elasa getötet. 157 v. Chr. schlossen die Syrer, die vorwiegend mit internen Auseinandersetzungen um die politische Macht beschäftigt waren, mit den Juden Frieden.
152 v. Chr. nutzte Jonathan die schwierige innenpolitische Lage Syriens und wurde Hohepriester in Jerusalem und Verwalter von Judäa. Anschließend spielte er die syrischen Könige und Thronnachfolger geschickt gegeneinander aus, während er gleichzeitig sein Land vergrößerte und die Herrschaft der Juden stärkte. 143 v. Chr. wurde Jonathan von dem syrischen Thronfolger Tryphon gefangen genommen und getötet, da er ein Bündnis mit den Römern eingehen wollte. 141 v. Chr. wählte eine große Versammlung aus Juden und Priestern Simon zum Hohepriester und Fürsten. Diese zwei Ämter wurden später in seiner Familie vererbbar. Als Nachfolger trat Johannes Hyrkanos I. an. Es gelang ihm, die Ämter seines Vaters zu übernehmen, bevor seine Rivalen sie beanspruchen konnten. Er befreite Judäa aus der syrischen Abhängigkeit und erweiterte in mehreren Feldzügen sein Gebiet um die Provinzen ldumäa, Samaria, Teile von Galiläa und Gebiete östlich des Jordans. Er besiedelte diese Regionen und bekehrte viele Einwohner zum Judentum.
Alexander Jannäus wurde durch die Eheschließung mit dessen Witwe Salome Alexandra König und Hohepriester und führte die Politik von Johannes Hyrkanos I. weiter, indem er die angrenzenden Gebiete eroberte und zum Judentum bekehrte. Das Königreich der Hasmonäer erreichte in dieser Zeit seine größte Ausdehnung. Seine Regierungszeit war durch Intrigen und innere Streitigkeiten gekennzeichnet. Er wurde durch Hyrkanos II. abgelöst. Das wesentliche und herausragende dieser Makkabäerfamilie in der jüdische Geschichte war die Tatsache, dass man den Widerstandskampf gegen die übermächtige Besatzungsmacht der Syrer gewinnen konnte. Das Volk hatte den Angriff des Feindes mit Kraftaufwendung und mit hoher Opferbereitschaft widerstanden.
verfasst von Sandra J.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2000/2001