Die Herodier
Nach dem Sieg der Römer über den Makkabäerstaat, hatte Herodes Vater Antipater (Die Herodier gehörten zu den unterworfenen und judaisierten Idumäern.) das Glück, von Julius Caesar als Steuerpächter über Judäa eingesetzt zu werden. Jedoch fiel er 43 v.Chr. wegen seiner mangelnden Religiosität und seinem prorömischen Auftreten einem Attentat zum Opfer. Schließlich wurde 40 v.Chr. sein Sohn Herodes römischer Vasallenkönig von Judäa. Er gewann das Vertrauen des Marcus Antonius (römischer Herrscher des Ostens), hatte somit militärische Unterstützung sicher und wurde mit allen königlichen Rechten ausgestattet. Diese wurden von Octavianus, Nachfolger Antonius', erweitert.
Herodes bemühte sich ein "König der Juden" zu sein, was ihm aber nicht leicht fiel, denn er wollte zugleich nicht auf den Herrschaftsstil eines hellenistischen Königs verzichten. Aus diesem Grund überzog er Judäa mit zahlreichen hellenistischen Bauwerken. Besonders hervorzuheben ist dabei die Festung Massada. Auf einem massiven Felsvorsprung errichtete er einen prächtigen Palast, der sogar eine Synagoge beinhaltete. Später, etwa 66 n. Chr., wurde die Festung von den Zeloten besetzt und bis zum Fall Jerusalems, 70 n. Chr., gehalten.
Aber Herodes nahm große Rücksicht auf die Regeln, Sitten und Gebräuche des Judentums. So ließ er z. B. in jüdischen Einrichtungen keine menschlichen Bildnisse aufstellen, wie es im Hellenismus sonst üblich war. Gleichzeitig wollte er den Juden beweisen, dass er in ihrer Tradition steht und bestrafte aus diesem Grund alle Verstöße gegen die Tora.
Die Erbauung und Neugestaltung des Zweiten Tempels durch Herodes war der Höhepunkt seiner Bautätigkeit. Er ließ den bis dahin eher bescheidenen Zweiten Tempel abtragen und 1000 Priester als Bauleute ausbilden, da das Heiligtum nicht durch "unreine" Hände entweiht werden durfte. 19 v. d. Z. begannen die Bauarbeiten und wurden erst kurz vor dem 1. Jüdischen Krieg beendet.
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Der Zweite Tempel war wesentlich größer und umfasste etwa 144 000 Quadratmeter. Er wurde von einer Mauer aus Steinquadern eingesäumt, heute erinnert nur noch die Klagemauer in Jerusalem an ihn. Sie ist das wichtigste Heiligtum der Juden. Zwar weist der Tempel auch hellenistische Merkmale auf, jedoch verband Herodes hier jüdische und hellenistische Elemente, wobei die jüdischen dominieren.
Während Herodes´ Herrschaftszeit besaß Judäa eine relative Autonomie und die Lebensqualität war so gut wie nie zuvor. Nicht zu Unrecht kann Herodes als geschickter Staatsmann bezeichnet werden, da er sein Land auf eine Größe ausbreitete, die es zuvor nur während der Makkabäerherrschaft gegeben hatte.
Sicherlich muss man auch erwähnen, dass Herodes auch eine andere Seite besaß. So regierte er auch mit Gewalt, vor der nicht einmal seine eigene Familie verschont blieb. Die Konsequenz war, dass er wie sein Vater im Volk unbeliebt blieb. Auch in der Bibel wird er als gewaltsamer Herrscher beschrieben, der Schuld an dem "Bethlehemischen Kindermord" trägt. Im Jahr 4 v. d. Z. starb Herodes der Große. Danach verfiel das Land wieder in Unruhen und wurde am Ende in kleine Staaten zerlegt.
verfasst von Ricarda B.
Wahlgrundkurs „Jüdische Geschichte und Kultur“ 2000/2001